Brochenzeller Schloss

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Auch  Ehemaliges „Wasserschloss” oder „Humpisschloss”  genannt.

1277 wird das Schloss erstmals in einem Kaufbrief erwähnt, als es die Grafen von Werdenberg erwerben. Um 1447 übernahmen die Herren von Humpis von den Grafen von Montfort-Rotenfels die Herrschaft Brochenzell und damit das Schloss, zusammen mit Sammletshofen sowie der Schussen von Weiler bis Kehlen. Es wurde Sitz der Familie Humpis, welche in Ravensburg eine große Handelsgesellschaft gegründet hatte. Sie war das bedeutendste oberschwäbische Fernhandelsunternehmen dieser Zeit. Die Familie Humpis dehnte den Handel durch die Schweiz bis nach Genua in Italien und von dort über den Seeweg bis nach Alicante und Saragossa in Spanien aus.

In den folgenden Jahren wurde das Schloss immer wieder verändert und umgebaut bis zum Jahr 1676, als Adam Ferdinand Humpis von Waltrams zu Brochenzell starb. Es wurde nun nicht mehr von der Humpisfamilie bewohnt, sondern wurde Verwaltungssitz der Herrschaft, zu der 24 Lehensgüter in neun Orten gehörten. 1702 wurde erstmals eine Gaststätte im Schloss eingerichtet. 1721 übernahm das Reichsstift Weingarten die Herrschaft Brochenzell, renovierte das Gebäude und baute es zu einem Amtssitz des Klosters aus. Von 1806 bis 1822 gehörte es zum Königreich Württemberg und wurde Rathaus für die selbständige Gemeinde (Schultheißerei) Brochenzell. Nach deren Auflösung 1822 ging es in Privatbesitz über, wechselte immer wieder den Besitzer und ging schließlich 1980 im Rahmen der Dorfentwicklung Brochenzell von der Familie Hund in den Besitz der Gemeinde Meckenbeuren über.

brochenzeller schloss koenigreich
Der heute rechteckige dreigeschossige Bau mit Satteldach stammt vermutlich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Ursprünglich waren es vier runde Ecktürme, von denen nur noch einer erhalten ist.

1994 wurde der Förderverein Humpisschloss e.V. gegründet. Er sanierte zusammen mit der Gemeinde Meckenbeuren das Schloss umfassend nach den Vorgaben des Denkmalamtes. Im Jahre 2000 wurde auch die Gaststätte wiedereröffnet. Nach der Konzeptentwicklung und deren Realisierung wurde das liebevoll gestaltete Museum „Geschichten um Geschichte” im Jahre 2009 eröffnet, welches in beeindruckender Weise die Zeit der Handelsbewegungen und der Familie Humpis aufzeigt und nun besichtigt werden kann. Auch die Gastronomie im Schloss ist ein empfehlenswerter Ort in Brochenzell.

Heute

Jedes Jahr in der Adventszeit findet hier ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt mit vielen Verkaufsständen, kulinarischen Köstlichkeiten und sehr einladendem Ambiente statt. Dieser wird von vielen Bürgern und Schulklassen gestaltet und mitgetragen. Ein wirkliches „Muss“ für jeden Weihnachtsmarktliebhaber.

 

Brochenzeller Schloss Denkmallogo

Das Schloss wurde im Jahr 1930 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale unter dem Oberamt Tettnang, Gemeinde Ettenkirch eingetragen. Heute steht es als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung” unter Denkmalschutz (§ 2 und § 12 DSchG BW, 6. Dezember 1983).

 

Eigentümer: Gemeinde Meckenbeuren.

 


(Von Wiltrud Lehle, Reute.
Quelle: „Geschichten um Geschichte”, Museum im Humpisschloss Brochenzell, 2010)


→ Weiterlesen: „Geschichten um Geschichte”, Museum im Humpisschloss Brochenzell, 2010