Kapelle St. Bonifazius, Laufenen

Kapelle St Bonifazius Laufenen Kapelle

Die Kapelle steht inmitten einer Wiese südlich des Weilers Laufenen. Heutzutage wird sie als Feldkapelle genutzt. So findet z.B. alljährlich am Ostermontag der sogenannte Emmausgang hierher statt. An diesem Tag treffen sich die Gemeindemitglieder in aller Frühe, um circa 6.00 Uhr morgens, an der Kirche in Brochenzell und wandern von dort aus gemeinsam zur Laufener Kapelle. Unterwegs wird die Emmausgeschichte thematisiert. Ebenso werden Maiandachten in der Kapelle gehalten, und auch für Jakobuspilger ist sie eine Station.

Geschichte

Laufenen wird bereits im 13. Jahrhundert mit einigen Höfen und einer abseits gelegenen Kirche erwähnt. Der Ursprung der Kapelle St. Bonifatius liegt im Dunkel, erste Hinweise gibt es aus dem 13. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde sie im damaligen Zeitgeschmack des Barocks renoviert. Die Weihe fand im Jahr 1746 durch den Konstanzer Weihbischof Franz Karl Josef Fugger statt. Dieser ließ auch ein Reliquienglas im Altarsockel einmauern, das bei einer erneuten Renovierung 1980 – 1985 entdeckt wurde. Das Glas enthielt Knochenpartikel von Heiligen. Die Reliquien stammen laut Aufschrift von verschiedenen Heiligen, vom heiligen Justin, vom heiligen Felix und vom heiligen Konstantin. Peter Heidtmann (früherer Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung Tettnang und Mitbegründer des Fördervereins Heimatkunde e. V. Tettnang) untersuchte, was es mit diesen Heiligen auf sich hat. Der heilige Justin war der Sohn eines römischen Adligen und lebte Mitte des 2. Jahrhundert. Er wurde als Verteidiger des Glaubens eingesperrt, gefoltert und enthauptet. Auch Konstantin war ein Märtyrer. Beim heiligen Felix handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Patron des Züricher Münsters. Letzte Gewissheit gibt es allerdings nicht.

Kapelle St Bonifazius Laufenen Altar

 

Die Renovierung in den achtziger Jahren wurde von Freiwilligen durchgeführt und kostete um die 130 000 Mark. Bei dieser Renovierung erhielt die Kapelle innen und außen einen neuen Anstrich. Die Decke wurde von der Ölfarbe befreit und das Holz imprägniert und wo nötig erneuert. Auch der Altar wurde komplett restauriert. Dabei ersetzte man die Altarfiguren durch Kopien und verschloss die Originale in einem Tresor. Dies erwies sich als Glücksfall, denn wenige Jahre später, in der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 1993, wurde in die Kapelle eingebrochen und fünf der Duplikate wurden gestohlen. Sie sind bis heute nicht mehr aufgetaucht. Der Altarschmuck ist deshalb nicht vollständig. In der Mittelnische steht der heilige Bonifatius, links der heilige Jodokus, rechts die heilige Ursula. Neben Jodokus steht links noch der heilige Paulus. Leider fehlt seit dem Diebstahl die rechts außen stehende Figur, der heilige Simon. Ebenso fehlen die Figuren, die auf dem Giebel angebracht waren, zwei Barockputten sowie der heilige Jakobus und Sebastian. Zwei ehemalige Ausstattungsgegenstände, eine Anna Selbdritt und eine Madonna im Strahlenkranz, befinden sich heute in Brochenzell in der Kirche St. Jakobus.

Kapelle St Bonifazius Laufenen laufenen_roetel_IMG_1746Auf den Wänden sieht man noch Rötelinschriften. Sie wurden vermutlich von Pilgern hinterlassen, so wie heutzutage Touristen in aller Welt ihre Kritzeleien an den verschiedenen Stellen von Bauwerken anbringen um zu zeigen, dass sie an dieser Stelle waren. Diese sogenannten Pilgerkritzeleien wurden bei der Renovierung der Kapelle bewusst nicht übermalt.

Am 31. Mai 1985 wurde die Kapelle im Rahmen einer Feier von Pfarrer Hans Hänßler wieder ihrer Bestimmung übergeben.

Heute befindet sich das Kleinod im Eigentum der Gemeinde Meckenbeuren und wird auch von ihr gepflegt. Seit September 2018 finden erneut Renovierungsarbeiten statt.

 

Kapelle St. Bonifazius, Laufenen Denkmallogo

Die Kapelle wurde im Jahr 1930 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale unter dem Oberamt Tettnang, Gemeinde Ettenkirch eingetragen. Heute steht sie als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung” unter Denkmalschutz (§ 2 und § 12 DSchG BW, 6. Dezember 1983).

 

Eigentümer: Gemeinde Meckenbeuren.

 


(Von Barbara Schupp.
Quelle: „Kapellen in Tettnang und Meckenbeuren”, Hrsg.: Förderkreis Heimatkunde Tettnang, 2004, Gisbert Hoffmann)