Ehrenmal und Gedenkstätte, Kehlen

Ehrenmal und Gedenkstaette Kehlen Neuer Friedhof

 

Die heutige Gedenkstätte mit Ehrenmal auf dem Neuen Friedhof in Kehlen erinnert an die in drei Kriegen gefallenen und vermissten Soldaten aus der Gemeinde. Sie will aber auch zur Mitverantwortung für ein friedliches Zusammenleben mahnen. Die Anfänge gehen auf das Jahr 1954 zurück.

Geschichte

→  Am 31. Oktober 1954 wurde das neue Kriegerdenkmal auf dem Vorplatz der früheren Pfarrkirche St. Verena im alten Ortskern eingeweiht. Das Denkmal polarisierte im Vorfeld durchaus. Zwar war die Erinnerung an den 2. Weltkrieg in den Menschen noch wach, dennoch aber stellte sich die Frage nach dem Sinn eines solchen Denkmals. Gibt es beim Gemeindeaufbau in Nachkriegszeiten nicht Wichtigeres als Erinnerungskultur in dieser Form? Letztendlich gab es ein Ja, und der Gemeinderat führte eine Spendensammlung durch. 4.000 DM kamen an Spenden zusammen, die Kirchengemeinde stellte den Platz vor der Kirche zur Verfügung. Bei der Einweihung durch Pfarrer Josef Gahl waren viele Bürger, alle Vereine, Chöre und Musikkapellen, die Gemeindevertreter, Honorationen und der Künstler versammelt.

Ehrenmal und Gedenkstaette Kehlen Kriegerdenkmal alte Kirche
Zentral zwischen Kirche, Kindergarten mit Schwesternhaus und Pfarrhaus gelegen, war das Ehrenmal für die nächsten Jahre Ausgangspunkt für die alljährlichen Gedenkfeierlichkeiten und für viele  Feste der katholischen Pfarrgemeinde St. Verena.

→  1967 musste das Denkmal wegen des Abbruchs der alten St. Verena Kirche weichen. Es wurde im Eingangsbereich des Neuen Friedhofs wieder aufgestellt und im November 1967 durch Pfarrer Joachim Guntram eingeweiht.

→  2001 nahm die Soldatenkameradschaft Kehlen die anstehende Restaurierung des Denkmals, zusammen mit ihrem  125-jährigen Jubiläum, zum Anlass für eine bauliche Erweiterung. Am 17. Juni 2001 wurde die neue Gedenkstätte eingeweiht. Das Ehrenmal steht im Zentrum einer 7 mal 7 Meter großen Fläche aus Bodenplatten und ist umgeben von zwei Betonwänden mit großen Kupfertafeln. Auf ihnen sind die 128 Namen der Kriegsopfer der Gemeinde aus 3 Kriegen (des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 und der beiden Weltkriege) eingraviert. Beim Betreten des Friedhofes wird man von der Motivtafel „Auferstehung” empfangen.

Der Künstler und sein Werk
Der Lindauer Bildhauer Willi Veit (1904–1980) war mit seiner deutlich religiös geprägten Kunst über die oberschwäbische Region hinaus bekannt. Der Obelisk – Symbol für die Verbindung von diesseitiger und jenseitiger Welt – trägt an der Spitze ein schlichtes Kreuz. In den verbreiterten Sockel sind die Namen der gefallenen des 1. Weltkriegs eingraviert. Vier gestaltete Kupfertafeln zeigen Szenen von  Krieg, Gefangenschaft, Tod und  Auferstehung und verbinden sie mit dem biblischen Heilsgeschehen. Für die damalige Zeit neu an dem  Denkmal war die Darstellung nicht von Kriegshelden, sondern von Kriegsopfern – eine Sichtweise, die sich in der Kunst Bahn brach und allmählich auch im Verständnis der Menschen ankam. Nicht der Krieg soll verherrlicht, sondern der Friede als Wunschziel der Menschen dargestellt werden. So mag auch die Errichtung der Gedenkstätte im Jahr 2001 als Sinnbild für einen Perspektivenwechsel verstanden werden, der für uns heute selbstverständlich ist: Die Erinnerung an vergangene schreckliche Kriege geht mit der Gemahnung an unsere Verantwortung für Frieden in der Zukunft einher.


Abbildung der 4 Motivtafeln des Denkmals

 


(Von Karin Brugger, Kehlen.)


→ Weiterlesen: 60 Jahre Ehrenmal und Gedenkstätte im Kehlener Neuen Friedhof, Hrsg.: Karin Brugger, 2014 (hier erhältlich)