Heilig-Kreuz-Kapelle, Brochenzell

Heilig Kreuz Kapelle Brochenzell

 

Die Kapelle steht unmittelbar neben der Pfarrkirche St. Jakobus und dem Schloss, den beiden weiteren kulturhistorisch bedeutenden Baudenkmalen in Brochenzell. Sie wurde während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1622 gebaut und ist eine Stiftung von Pfarrer Urban Lidel. Sie besteht aus einer offenen kreuzgratgewölbten Vorhalle auf Sandsteinsäulen und rückwärtig einer tonnengewölbten Altarnische. Heilig Kreuz Kapelle Brochenzell KreuzigungsgruppeDie bildstockähnliche Nische ist der älteste Teil, die Vorhalle wurde im 18. Jahrhundert angebaut. In der Altarnische ist eine farbig gefasste Kreuzigungsgruppe aus Holz, die aus dem zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts stammt. Sie zeigt  Christus, darüber Gottvater als Halbfigur, seitlich Maria und Johannes und vier schwebende Engel, die das Blut Christi in Kelchen auffangen. Den Giebel unter dem dekorativ verziertem Ziegeldach schmücken aus Sandstein gefertigte Heiligenfiguren: auf Konsolen stehend der Hl. Jakobus und der Hl. Sebastian, in den Nischen darüber die Hl. Helena und zwei Putti. Sie stehen mit den Symbolen Lebensbaum und Totenkopf für Leben und Tod.

Heilig Kreuz Kapelle Brochenzell Pfarrer Lidel
Das Votivbild mit dem Stifter Pater Urban Lidel (kniend)

Kunstgeschichtlich bedeutsam ist das Relief aus Kalkstein an der Nordwand der Kapelle. Es ist dem Stifter Pfarrer Urban Lidel gewidmet. Er gehörte im 17. Jahrhundert zu den herausragenden Priesterpersönlichkeiten in der Region. Er erweckte die Brochenzeller Bruderschaft zum Hl. Kreuz und zu Ehren des Hl. Sebastian neu und erwirkte päpstliche Privilegien für sie. Es zeigt ihn kniend mit Rosenkranz unter dem Kreuz, darüber den Hl. Franziskus, der Christus am Kreuz umarmt, und gegenüber die fürbittende Mutter Gottes. Zu sehen sind auch die Kirche, das Schloss und wahrscheinlich das sogenannte „Alte Steinhaus”, die damals wichtigsten Gebäude Brochenzells. Der Schöpfer der Votivtafel ist Johannes Zürn aus Waldsee ist.

In dieser Kapelle befindet sich heute auch die Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege.  Das Antependium am steinernen Altar unterhalb des Holzkreuzes trägt eine Steinplatte, in die die Namen der Gefallenen der beiden Weltkriege eingraviert sind.

 

Heilig Kreuz Kapelle Brochenzell Denkmallogo

Die Kapelle wurde im Jahr 1930 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale unter dem Oberamt Tettnang, Gemeinde Ettenkirch eingetragen. Heute steht sie als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung” unter Denkmalschutz (§ 2 und § 12 DSchG BW, 6. Dezember 1983).

 

Eigentümer: Katholische Kirchengemeinde St. Jakobus, Brochenzell

 


(Von Josef Hummel, Brochenzell; Karin Brugger, Kehlen.
Quelle u.a.: „Kapellen in Tettnang und Meckenbeuren”, Hrsg.: Förderkreis Heimatkunde Tettnang, 2004, Gisbert Hoffmann)