Bildstock, Gerbertshaus

Bildstock Gerbertshaus, Großmoosstraße
Hintergerbertshaus, Großmoosstraße

Beschreibung: Gemauerter und verputzter Bildstock mit Rundbogenöffnung und Satteldach, mit Bieberschwanzziegeln gedeckt. Auf dem First steht ein geschmiedetes Kreuz mit Lanze und Schwamm am Stab. In der Figurennische eine Statue der Hl. Ottilia mit aufgeschlagenem Buch und Stab. Auf dem Nischenboden steht  neben ihrem linken Fuss eine Kirche und rechts eine Herz-Jesu-Figur. Die Nische ist mit einem Schmiedegitter verschlossen

Geschichtliches: Dieser Bildstock wird bereits in der Oberamtsbeschreibung von 1915 folgendermaßen erwähnt: „Etwas abseits vom Weg nach Hirschlatt steht eine offene Kerkerkapelle.” Lang dauernde Nachforschungen haben ergeben, dass es sich hierbei um diesen Bildstock auf dem Grundstück des früheren Hofes Sterk handelt. Der Name „Kerkerkapelle” geht vermutlich auf die  Figur zurück, die ursprünglich in dem Bildstock gestanden hatte: ein „Geißelheiland”. Nach früheren Erzählungen von Frau Anna Sterk stand dieser bis Ende der 1960er Jahre in der Nische des Bildstocks. Irgendwann wurde er entfernt, angeblich, um restauriert zu werden. Er wurde aber nie mehr zurückgebracht.

Bildstock Gerbertshaus Heilige Ottilia GerbertshausHeute steht im Bildstock die Figur der Heiligen Ottilia. Sie soll aus der 1967 abgebrochenen Kirche St. Verena in Kehlen stammen. Sie ist aus bemaltem Gips hergestellt und stammt vermutlich aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie ist die Schutzpatronin der Sehbehinderten und Blinden und wird vor allem im Elsass verehrt. Sie gründete u. a. ein Frauenkloster im Schloss Hohenburg, dem sie als Äbtissin vorstand. Das Kloster im heutigen Elsass kann man heute noch auf dem Odilienberg (frz.: Mont St. Odile) besuchen. Dort befinden sich auch ihr Grab und eine Quelle, die als hilfreich bei Augenleiden gilt.

Die Legende besagt, dass sie blind geboren wurde, weshalb ihr Vater Herzog Eticho sie gleich nach der Geburt töten wollte. Ihre Mutter rettete sie, indem sie den Säugling ins Kloster gab. Im Alter von 12 Jahren wurde sie getauft und erlangte dabei ihr Augenlicht wieder.

Die Bildstock-Skulptur ist aus farbig bemaltem Gips und stammt vermutlich aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie soll aus der 1967 abgebrochenen Kirche St. Verena in Kehlen stammen. Die Heiligenfigur ist mit den typischen Attributen versehen:  in den Händen ein aufgeschlagenes Buch mit Augenpaar, das auf das wiedererweckte Augenlicht hindeutet. (Das Augenpaar ist nicht mehr vorhanden. Möglicherweise wurde es bei Restaurierungsarbeiten übermalt?). Dazu der Äbtisinnenstab und zu ihren Füßen ein Kirchenmodell, was ein Hinweis auf das von ihr gegründete Frauenkloster im Schloss Hohenburg ist (Der Äbtisinnenstab mit einem am Knauf befestigten Tuch – ein sogenanntes Pannisellus – ist eine besondere Form des Krummstabs. Es wurde im 17. Jahrhundert von Papst Alexander VII. vorgeschrieben und sollte den Abtsstab deutlich vom Bischofsstab unterscheiden. Heute nur noch selten zu sehen.)

Bildstock Gerbertshaus Denkmallogo
Der Bildstock ist nach & 2 Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg denkmalgeschützt.

 

 


(Von Josef Hummel, Brochenzell; Barbara Schupp, Reute)